Gedankensalat: Was ich von meinen Eltern gelernt habe

„Meine Babies!“

So nennt meine Mama gerne meine Brüder und mich. Wir sind alle in unseren „heißen“ Zwanzigern nah an den Dreißigern, doch sie lässt sich nicht davon abhalten uns immer noch so zu nennen. Wir würden immer ihre Babies sein! Immer!

Der erwachsene Teil in mir verdreht die Augen und denkt sich seinen Teil, während das Kind in mir sich freut.

Mein Papa ist da anders. Er sieht uns als Erwachsene. Ja, wir sind seine Kinder, aber wir sind auch erwachsen.

Beide haben mich geprägt. Auf unterschiedliche Weise.

Was ich von meinem Papa gelernt habe:

„Papa, schau da!“ – „Jule, ich esse grad.“

1. Sei ehrlich!

Mein Papa ist ein grundehrlicher Typ, wie man so schön sagt.

Er nimmt sich nie ein Blatt vor den Mund und sagt dir seine Meinung klipp und klar. Du weißt also sofort, was er denkt und woran du bei ihm bist. Dabei wird auch nichts beschönigt und keine Rücksicht genommen.

Manchmal kann das vielleicht bei manchen Menschen „grob“ wirken. Früher war ich einer von denen. Denn ich bin ein ziemliches Sensibelchen. Ich nehme mir Worte gleich zu Herzen und fühlte mich früher öfters vor den Kopf gestoßen.

Doch je älter ich werde, desto mehr schätze ich diese Ehrlichkeit. Und desto mehr versuche ich auch danach zu leben und desto weniger angegriffen fühle ich mich.

Denn Ehrlichkeit ist wichtig. Sei es nun in Freundschaften, Liebesbeziehungen oder der Familie.

Denn wie mein Papa zu sagen pflegt:

„Wenn man zu seiner Familie nicht ehrlich sein kann, zu wem denn dann?“

2. No risk, no fun

Wenn jemand nach diesem Motto lebt, dann mein Papa.

Egal ob exotisches Essen probieren wie Käfer, eine wilde Achterbahnfahrt machen oder mit einem Roller den Berg herunter düsen, mein Papa probiert alles aus. Dabei wird natürlich nicht über mögliche Konsequenzen oder Gefahren nachgedacht.

Mein Papa, mein Onkel und meine Brüder haben einmal einen Ausflug gemacht, bei dem man von einem Berg mit Rollern herunter brettert. Dabei hat es meinen Papa geschmissen, weil er zu schnell und halsbrecherisch in die Kurve ist. Er hat sich die Rippen angebrochen, aber das hat ihn nicht daran gehindert weiter zu fahren.

Jap, so ist er drauf. Für Manche kann das Verhalten vielleicht „unreif“ und „unbedacht“ wirken und ja, vielleicht ist es das manchmal auch, aber mein Papa riskiert.

Mein Papa probiert aus und wenn‘s Spaß macht, dann scheiß auf die Konsequenzen!

Darum kann man sich auch später noch kümmern. 😉

3. Geschichten erzählen

Meine Papa war früher Fernfahrer. Seit ich denken konnte, war er mit dem LKW unterwegs und hat dabei immer neue Geschichten gehabt, wenn er nach Hause kam.

Diese hat er uns dann erzählt. Mit wechselnden Dialekten und Akzenten, wenn es wichtig war, und mit einem Spannungsbogen, der oft in einer lustigen Pointe endete.

Noch heute spricht er gerne davon, dass er es vermisst, wie leichtgläubig wir früher waren. Wenn er ausgegangen ist, dann hat er uns immer erzählt, dass er mit Kater Carlo zum Hexensabbat geht. Da können wir Kinder natürlich nicht mit, weil die Hexen uns essen würden.

Ja, DAS haben wir relativ lange geglaubt. Vor allem ich! Ich fand das damals natürlich voll cool als großer Disneyfan. Weil wie krass! Mein Papa ist ein Kumpel von Kater Karlo! :-O

Noch heute denke ich gerne an die Geschichten und Anekdoten zurück, die er uns immer erzählt. Mein Papa war damals und ist heute noch ein wahrer Geschichtenerzähler und hat mich damit definitiv geprägt.

4. Sei offen und quatsche die Leute einfach mal an. 

Ok, also bei dem Thema ziehe ich meinen Hut vor meinem Papa, denn den kann man wirklich überall absetzen und er findet Leute zum Quatschen. Dabei ist es auch egal, ob man die selbe Sprache spricht oder nicht. Mit Händen und Füßen kann man sich ja auch unterhalten.

Für jemanden wie mich, der eher introvertiert ist und Leute lieber beobachtet als mit ihnen quatscht, ist das extrem faszinierend und beneidenswert.

Mein Papa schert sich nichts, geht einfach zu den Leuten und startet ein Gespräch. Egal, wer die Leute sind. Egal wo und egal wann.

Daher versuche ich immer, wenn ich irgendwo neu hinkomme, mir ein Beispiel an meinem Papa zu nehmen. Manchmal denke ich mir, was er jetzt tun würde und versuche mich im „einfach anquatschen“.

Oft geht das aber leider noch schief, weil ich echt schlecht im Smalltalk bin. 😀 Aber ich übe mich darin und es wird langsam, aber sicher besser.

Was ich von meiner Mama gelernt habe:

1. Lesen ist wichtig!

Seit ich denken kann, kenne ich meine Mama nur mit Büchern in der Hand. Sie hat ständig gelesen und nie damit aufgehört.

Oft hat sie zu mir gesagt, dass ein schönes volles Bücherregal das wichtigste Möbelstück im Haus ist.

Daher habe auch ich früh angefangen zu lesen – ganz wie die Mama. Wenn wir „shoppen“ waren, dann waren meine Mama und ich nicht im H&M, sondern in Hugendubel. Wir hassen es Klamotten einzukaufen, lieben es aber in Bücherläden zu stöbern.

Mittlerweile bin ich einfach nur unglaublich dankbar, dass meine Mama mir durch ihr Vorbild beigebracht hat, wie wichtig Bücher und Lesen sind. Denn ich könnte mir ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen.

2. Man lernt nie aus! Lernen ist toll.

Während der Schulzeit hat meine Mama immer mit uns gelernt. Sie hat sich hingesetzt und sich mit uns zusammen durch Mathe und andere Fächer gekämpft. Sie liebte es mit uns zu lernen. Das hat ihr meistens mehr Freude gemacht als uns.

Über die Jahre hat meine Mama sich auch ständig weitergebildet in den Bereichen, die sie interessierten. Sie hat sich Themen rausgesucht wie König Ludwig II, Lerntherapie, Orbs, Verschwörungstheorien, … usw.

Sie war ständig am Lernen und hat uns gezeigt, wie schön es ist, zu lernen. Und wie viel Spaß das machen kann, wenn man sich dafür begeistern kann.

3. Sei neugierig!

Wenn es einen neugierigen Menschen gibt, dann ist es meine Mama. Sie LIEBT es Neues zu erfahren.

Deswegen lernt und liest sie auch so viel. Sie will gerne mehr wissen, hinterfragt und recherchiert dann. Das kann auch schon mal in eine kleine Obsession abrutschen, ABER das kenne ich ja! Da bin ich ganz die Mama. 😀

4. Sich begeistern können (aka fangirlen)

Wenn meine Mama etwas mag, dann ist sie begeistert. Ihre Augen glänzen und sie will es allen erzählen. Meistens sofort und ganz überschwänglich wie ein kleines Kind an Weihnachten.

Ich finde, dass ist so eine schöne Eigenschaft, die aber viel zu selten gezeigt wird. Viele Menschen können sich gar nicht mehr mit ganzem Herzen begeistern. Sie können ihre Begeisterung nicht zeigen.

Nicht so meine Mama.

Sie sprüht förmlich vor Begeisterung, wenn es sie erwischt hat. Dabei ist es ihr auch egal, was andere über sie denken. Sie hat etwas gefunden, das sie begeistert! Und das will sie jetzt teilen.

Meine Mama war also das erste Fangirl, das ich kennen gelernt habe. 😀 Auch wenn ich damals noch nicht wusste, was das ist.


Es ist wirklich faszinierend, wie sehr einen die Eltern prägen können. Auch wenn es nur so kleine Dinge sind, die ihnen vielleicht gar nicht so bewusst sind.

Ich bin mir sicher, dass meine Eltern, wenn sie das lesen, bei manchen Punkten denken „Was? Echt?!“. 😀 Ja, echt!

Danke, Mama und Papa!

Ohne euch wäre ich nicht die Frau, die ich heute bin.


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