Falls es dir wie mir geht und du mitten im Schreibprozess plötzlich merkst „F**k! Warum flutscht das nicht so? Und irgendwie wirkt mein Charakter so flach.“, dann ist das hier genau der richtige, knackige Artikel für dich. 😉
Also bitte verfalle nicht in eine Panikattacke, renne schreiend weg oder werfe deinen Laptop aus purer Verzweiflung weg … zu übertrieben?
Ja, sorry, meine innere Drama Queen kam gerade etwas raus. Nur zur Info ich würde meinen Laptop oder iPad nie wegwerfen.
Nachdem ich mich nach dem Schock einigermaßen beruhigt hatte (eine gute Tasse Tee und etwas Süßes helfen dabei übrigens sehr), habe ich das hilfreiche Internet und einige meiner Autorenbekannte gefragt, was sie in dieser Situation tun würden. Ich brauchte ein paar knackige Tipps und zwar Pronto!

Hier kommen nun also die drei Tipps, die mir geholfen haben, meine Charaktere tiefgründiger und glaubwürdiger zu machen.
Am Schluss gibt es noch ein Schmankerl für dich, wenn du noch mehr Input für deine Charaktere brauchst.
1. Pinterest Boards: Der Retter in der Not … oder doch eine Falle?
Kennst du Pinterest? Wenn nicht, dann wirst du es lieben! Glaub mir. 😉
Denn auf Pinterest kannst du dir verschiedene Boards und dazu auch Sektionen – quasi Boards in Boards – anlegen. Du kannst also eines dieser Boards für deinen Charakter/ deine Geschichte erstellen und dieses mit allem, was dich dazu inspiriert, füllen: Kleidung, Sprüche, Zeichnungen, Personen, andere Charaktere mit ähnlichen Eigenschaften, Dekorationen, Wohnorte, …etc.
Du haust im Grunde alles rein, was dir zu diesem Charakter einfällt. Das ergibt dann ein richtig schönes und vielschichtiges Moodboard. Yeahy!
Pinterest hat dazu auch noch die tolle Funktion, dass es sich merkt, was du in deinen Board speicherst und dir zu jedem „Pin“ Alternativen anbietet. Also keine Sorge, wenn dir anfangs nicht so viel zu den Charakteren einfällt. 😉
Pinterest kommt zur Hilfe wie Thor und Loki in der „Get help“-Szene.

Neben dem großartigen Moodboard, das man für seine Charaktere schafft, macht es auch noch richtig Spaß in Pinterest zu stöbern. Man findet so viele interessante Dinge und das kann super inspirierend sein.
Allerdings auch eine Warnung:
Die Charakterrecherche kann nämlich auch ganz schnell nach Hinten losgehen, wenn man nicht fokussiert ist. Es kann gut sein, dass man auf einmal Marvel Memes oder andere Beiträge anschaut, die absolut nichts mit dem Charakter zu tun haben. Ooops …
Daher als Tipp:
Wenn du es nutzt, dann setze dir ein persönliches Zeitlimit und verliere dich nicht der Pinvielfalt und den anderen Verlockungen. 😉
Als Beispiel und vielleicht Inspiration kannst du mein Pinterest Board für meine Episodengeschichte „Die vier Jahreszeiten“ gerne unter folgendem Link anschauen. Da ich gerade erst angefangen habe, diesen Tipp zu nutzen ist es noch nicht so gefüllt, aber es gibt dir sicherlich eine Idee.
2. Method Writing: Schreibe im Namen deines Charakters
Oh ja, jetzt kommen die „Perspektivspielchen“ oder sagen wir „Fifty Shades of X (= dein Charakter)“! 😉
Fast jeder Autor schreibt zu Beginn natürlich einen ausführlichen Steckbrief über seinen Charakter. Darin findet man alle wichtigen Eckdaten wie Merkmale, Schwächen, Stärken, Erscheinungsbild, … etc.
Doch dieser besteht oft nur aus Stichpunkten (bei mir zumindest, weil ich zu faul bin das alles auszuschreiben) und dient eher als eine oberflächliche Beschreibung der Charaktere. Natürlich bekommst du dadurch schon einen Eindruck und ein Gefühl für deinen Charakter, aber da geht noch mehr:
“Du musst nur tiefer in dir graben / dig a little deeper”
Jap, Ohrwurmalarm aus “Der Froschkönig” von Disney. Mein Hirn macht manchmal schon echt seltsame Verlinkungen … Ihr dürft mir nachher dafür danken … oder auch nicht.

Tipp 2 ist also “etwas tiefer zu graben” und dich in die Schuhe deines Charakters zu begeben. Das bedeutet konkret:
Schreibe aus seiner/ihrer Perspektive.
Dabei kannst du ganz kreativ und Freischnauze vorgehen.
Es gibt die Möglichkeit, dass du Szenen aus der Vergangenheit deines Charakters, die du nicht für deine Geschichte brauchst, schreibst. Am Besten sind das Szenen, die wichtige Ereignisse oder Erfahrungen waren, die ihn/sie prägen. Die ihn/sie zu dem machen, wer sie sind.
Ich würde dir hierzu empfehlen, dass du in der „Ich“-Perspektive schreibst, denn dann hast du ein noch engeres Band zu deinem Charakter. Mir hilft das auf jeden Fall.
Eine andere Möglichkeit ist, dass du Gedichte, Meinungen und/oder Stellungnahmen aus der Perspektive deines Charakters schreibst.
Zum Beispiel könnte dein Charakter zum aktuellen Weltgeschehen Stellung nehmen oder eine Filmkritik zu deinem letzten Kinobesuch verfassen. Das kann wirklich alles sein. Du könntest dir auch überlegen, wie dein Charakter in Situationen reagiert hätte, die dir heute passiert sind.
Wie unterscheidet es sich? Was bewegt ihn/sie? Wie genau hätte er/sie reagiert? … etc.
Wie du siehst, ist deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Tob dich aus! 😉
Wichtig ist nur, dass du wirklich aus der Perspektive deines Charakters schreibst. Das Wort ist angelehnt an die Schauspieler-Technik Method Acting, in der es auch darum geht, möglichst tief in den Charakter einzutauchen.
3. Die Therapiesession: „Wie hast du dich dabei gefühlt?“
Eine altbewährte „Autoren“-Medizin für Charakterentwicklung ist das Charakterinterview. Davon hast du vielleicht auch schon mal gelesen oder gehört.
Für mich allerdings fühlt es sich oft eher nach einer Therapiesitzung an, während ich in den Tiefen und der Vergangenheit meines Charakters „wühle“.
Vor allem, weil man als Autor ja doch ganz gerne dazu neigt, dass die Charaktere eine traumatische Vergangenheit haben und hui … das geht schon mal ziemlich krass in die emotionalen “Abgründe”.
Als ich zum Beispiel ein wenig über Hades geschrieben habe, habe ich fast heulen müssen, als wir zusammen seine Vergangenheit aufgedeckt haben.
Bei Marvel, ich hab mich sogar ein wenig schlecht gefühlt. Warum tue ich ihm das an? Das ist ja grausam! … aber es hilft nichts.
Denn genau das macht ihn zu dem Charakter, der er ist. Und es half mir, ihn besser zu verstehen und sein Verhalten authentischer zu schreiben. Das wiederrum hat ihn für die Leser glaubwürdiger gemacht.
Daher traut euch tief zu gehen. Holt euch einen Kaffee oder Tee und setzt euch mit euren Charakteren hin.
Kleiner Tipp: Macht das vielleicht nicht unbedingt in einem Café oder so. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das sehr seltsam werden kann.
Wenn du neben diesen 3 knackigen Tipps noch mehr wissen willst, dann habe ich noch dieses Schmankerl für dich.
Das Schmankerl am Schluss
Jacqueline Vellguth oder Jacky ist eine erfolgreiche deutsche Autorin, die einen unglaublich spannenden und inspirierenden Blog hat:
Hier gibt es zu allen Themen rund um das Schreiben wertvolle Tipps und spannende Beiträge. Speziell für die Charakterentwicklung kann ich euch von ihr folgende zwei Links empfehlen:
https://www.schriftsteller-werden.de/25-fragen/
Hier stellt Jacky 25 Fragen für dein Charakterinterview zur Verfügung.
https://www.schriftsteller-werden.de/charakterentwicklung/charakterbogen/
Unter diesem Link findest du den Charakterbogen, den Jacky für ihre Charaktere nutzt. Sie ist so nett und stellt das als Dokument zum Download zur Verfügung.
Ihr Blog ist auf jeden Fall einen Blick wert und auch ihre Newsletter sind sehr motivierend und mit viel Herz geschrieben. 🙂
Ich hoffe, dir helfen diese Tipps für deine Charaktere. Mir haben sie auf jeden Fall den Arsch gerettet für meine aktuelle Geschichte.
Viel Spaß beim Ausprobieren und Kennenlernen deiner Charaktere!
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