Während ich mit einer Freundin durch die sonnigen Straßen von München spaziere und wir über Gott und die Welt reden, kommen wir an einer kleinen Unterführung vorbei. Dort an den Wänden gibt es unzählige Graffiti.
Eine davon ist diese hier:

“Never give up your dream“
Ich muss lächeln, als ich diesen Satz sehe, und freue mich, dass man von fremden Menschen ermutigt wird, seinen Träumen zu folgen und niemals aufzugeben. Im Grunde ist das ein wunderschöner Denkanstoß, eine überraschende Ermutigung und vielleicht manchmal auch eine nette Erinnerung, doch dann stocke ich … in Gedanken versunken, fragend, zweifelnd …
Ist euch schon mal aufgefallen, dass man diesen Satz sooft in seinem Leben antrifft? Auf Tassen, Postkarten, diversen Sprücheseiten, denen man eventuell in seinen Social Media Kanälen folgt, in Graffitis beim Spaziergang durch die Stadt, in Werbungen, … etc. Oft kommt er auch in Variationen vor, wie “Live your dream“, “Never stop dreaming” oder “Don’t give up“.
Ich erinnere mich noch daran, als ich so einen ähnlichen Satz das erste Mal gehört habe. Und zwar von Walt Disney, dem Träumer. Dieser sagte nämlich:
“If you can dream it, you can do it!”
Als junges Mädchen hatte ich diesen Satz mit großen Augen gelesen und war voller Mut und Träume. Ich wollte die Welt erobern!
Ja, Träume können wahr werden!
Doch dann kommt der erste Dämpfer. Man wird erwachsen. Man versucht den Glauben zu behalten, und die Träume! Man kämpft weiter und merkt aber auf einmal, dass die anderen erwachsenen Leute solche Sätze mehr als Floskel oder halbherzige Ermutigungen benutzen. Wie leere Hüllen schmeißen sie sie dir an den Kopf und versuchen dich vermeintlich damit zu ermutigen, folgen aber selber nicht diesem Beispiel.
“Ja, ja, genau, niemals aufgeben … Lebe deine Träume! … so ein bisschen träumen ist ja auch ganz nett …”, sagen sie und nicken bedächtig.
Und dabei hat es den bitteren Beigeschmack von lapidaren Mechanismen, die in einem verankert sind und die man halt so macht, weil jeder das so macht.
Ich weiß, wovon ich rede. Kurze Zeit habe ich auch mal das Träumen verloren … ich bin in den Alltagstrott gekommen. Routine hat mein Leben in Struktur und Ordnung gebracht, mir aber den Freiraum für meine Träume genommen. Ich hatte mich angepasst und auch unzählige solcher tollen Sprüchekarten in meinem Zimmer hängen oder habe unzählige Sprüche auf Instagram geliked … weil sie halt schön sind und ich sie gut fand. Aber wirklich gelebt habe ich sie nicht … damals …
Während ich mich so in der Gesellschaft umschaue, stellen sich mir diese Fragen:
Wer verfolgt denn wirklich noch seinen Traum?
Wer wagt es noch zu träumen?
Wer gibt nicht auf?
Da halte ich es doch lieber wie Disney’s Peter Pen und werde nicht erwachsen. Zumindest nicht ganz. Ich behalte mir mein träumendes Kind und ich werde nicht aufgeben. Nicht nochmal zumindest. 😉
Denn für mich ist der Satz “Never give up your dream” nicht nur eine banale Floskel oder ein netter Schriftzug, sondern eine Erinnerung, wie viel man erreichen kann, wenn man an sich glaubt und nicht aufgibt.
“Go on! Go back and grow up! But I’m warning you, once you’re grown up you can never come back.” – Peter Pan

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